Ein Erlebnisbericht zwischen Landstraße, Lebensgefahr und Lachmomenten

Es war ein Morgen, wie ihn sich kein Entdecker besser hätte zeichnen können: Die Sonne stand bereits hoch über Bremerhaven, als ich meine Ausrüstung kontrollierte – Helm, Wasser, Handschuhe, der Schlüssel zur Maschine. Keine große Armada, kein Versorgungsschiff. Nur ich, mein treues Gefährt – ein Kymco X-Town 125 mit 13 Pferdestärken – und ein Ziel am Rande der bekannten Welt: der Bikertreff in Dorum-Neufeld.

Ich wusste nicht, was mich erwartete. Aber ich wusste: Es wird mich erwarten.

Abschnitt I – Der Aufbruch in die Zone der Linksblinker
Noch ehe ich die Ausläufer der Stadt verlassen hatte, wurde mir klar: Dies würde keine gewöhnliche Fahrt.

Vor mir ein silberner Kleinwagen, dessen linker Blinker sich offenbar entschlossen hatte, nun dauerhaft das Licht der Welt zu sehen. Keine Bewegung nach links. Kein Abbiegen. Nur ein stures, stoisches Blinken – fünf Kilometer lang.

Ich beobachtete ihn wie ein Naturphänomen. War es ein Ritual? Ein Code? Oder ein Gruß an andere Wesen mit defektem Rücklicht? Ich weiß es bis heute nicht. Ich wich aus, überholte, und ließ ihn in seinem blinkenden Universum zurück.

Abschnitt II – Der Deich, das weite Land und der Traktor-Torpedo
Hinter Wremen veränderte sich das Land. Die Häuser wurden seltener, das Grün weiter, der Himmel größer. Rechts Kühe, links der Deich – und dazwischen ich, auf einer Landstraße, die so ruhig wirkte, als sei sie gerade eben erst vom Schöpfer ausgerollt worden.

Doch jede große Reise kennt ihren Sturm.

Er kam in Form eines Traktors – langsam, uralt, aber mit überraschender Heimtücke. Ohne Vorwarnung, ohne Blinker, ohne Reue bog er direkt vor mir links ab. Ich reagierte instinktiv. Der Bremsvorgang war hart, das Vorderrad kurz nervös, doch ich hielt Kurs.

Der Fahrer? Winkte. Vielleicht zum Gruß. Vielleicht war es auch ein stilles „Willkommen im echten Norden“.

Abschnitt III – Die Möwe und der Sitz
Pause am Deich. Ich stieg ab, trank einen Schluck, betrachtete die Weite. Und da geschah es.

Eine Möwe – groß, entschlossen und mit der Zielsicherheit eines U-Boot-Torpedos – ließ ihre Ladung genau auf meinen Sitz fallen. Punktlandung. Ich war beeindruckt, wenn auch leicht angewidert.

Manch einer mag sagen: „Pech.“ Ich nenne es: eine symbolische Taufe.

Abschnitt IV – Ankunft in Dorum-Neufeld: Das Ende der bekannten Welt
Und dann: der Hafen. Salzwasser in der Luft, Möwen auf den Dächern, Motorenbrummen und Kaffeeduft. Zwischen chromglänzenden Harleys und massiven Tourern rollte ich auf den Platz. Kein großes Aufsehen. Aber ein paar Blicke. Ein Kopfnicken hier, ein „Netter Roller!“ dort.

Ich hatte mein Ziel erreicht. Nicht mit donnernden Hufen, sondern mit einer gemütlich zügigen Fahrt, einem wachen Blick und der Ruhe eines Entdeckers, der weiß: Der Weg war das Ziel.

Fazit der Reise:

Ich durchquerte Städte, wich blinkenden Irrlichtern aus, überlebte den Traktor des Schreckens, wurde von einer Möwe geadelt und kam als anderer Mensch an. Nicht als Held. Nicht als Tourist. Sondern als Reisender in einer Welt, die man nur mit 13 PS wirklich versteht.

wer weiß, wo meine Expiditionen mich noch hin führen. Sollte es mich in diese Gefilde ziehen so steht dies auf der Liste der unbekannten Begegnungen oben. Schöne Grüße und die Linke zum Gruße.